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Sonntag, 12. August 2012

wir sitzen in unserem stammlokal, auf dem sofa, auf dem erinnerungen an stunden voller reden und schweigen kleben. wir haben soeben unsere bestellung abgegeben. du bist enttäuscht, weil du dachtest, dass ich vielleicht auch etwas zu essen bestelle, jedoch bleibt es bei meinem frischen minztee. ich drehe mir eine zigarette während du schweigend an deine nagellack herumpulst. ich kenne das schon von dir, ich weiß genau was das bedeutet, als du meinen blick bemerkst, wirkst du ertappt und versuchst dir ein lächen auf die lippen zu quälen, was bitterlich misslingt. "willst du auch eine?" höre ich mich fragen. du nickst und ich drehe eine weitere zigarette. nahezu synchron zünden wir sie an und qualmen um die wette. ich bin nervös, ich weiß nicht was los ist, dass es dir nicht gut geht sieht man dir an der nasenspitze an, du konntest deine gefühle noch nie gut verbergen, wir sind soetwas wie beste freundinnen, dennoch weiß ich nicht ob und wenn ja wie ich dich auf dein problem ansprechen sollte. verlegen rühre ich in meinem tee herum und gucke angestrengt auf die erschütterte oberfläche, als ob diese mir sagen könnte, was ich tun kann. du siehst mitgenommen aus, unter deinen augen zeichnen sich die augenringe klar ab, deine augen wirken sowieso seltsam leer und dein mund ist ganz trocken. du leckst dir deine lippen vergeblich und räusperst dich leise, kaum hörbar. wir sehen uns fast jeden tag, dennoch bist du mir in diesem moment sehr fremd. du holst luft um darauf etwas zu sagen doch im gleichen moment scheinst du dich umzuentscheiden. ich drücke meine zigarette in den aschenbecher und entschließe mich einfach gerade heraus zu fragen was denn los sei. kurz darauf kullern dicke tränen über deine zarten rosigen wangen. hastig wischt du sie mit deinen knochigen fingern weg. ich habe dich immer darum benieden, du kannst soviel essen wie du willst und hast trotzdem eine zierliche figur. in diesem moment wird mir alles klar. wir kennen uns seit vielen jahren, diesen verdammten blick, der mir so unheimlich vorkommt, habe ich schonmal gesehen. als deine mutter, wegen ihrer krebserkrankung ins koma fiel. ich würde so gerne mit dir weinen, ich mag deine mutter sehr, doch ich kann nicht, ich bin wie gelähmt, die ganze situation scheint so surreal. wie ein film, der vor meinen augen abläuft, wie eine detailgetreue erinnerung an damals, doch sie ist es nicht. deine mutter ist im krankenhaus. wir wissen beide, dass sie diesen weiteren rückfall, diesen weiteren ausbruch der krankheit nicht überleben wird. du sagst, die ärzte geben ihr sechs jahre, aber wir beide wissen, wie schon damals, dass es auch morgen sein kann.
ich fühle mich grausam, weil ich weiß, dass ich dir nicht gerecht werden kann. ich kann nicht die beste freundin sein, die ich damals war, als die situation ählich schien. ich würde so gerne. all meine probleme kommen mir lächerlich  vor, auch, dass ich dich sooft benieden habe, wegen so gut wie allem.
heute nacht als wir nebeneinander in deinem bett lagen und du schon schliefst habe ich geweint. für dich. ich habe die welt verflucht.

heute ist der tag, an dem sich meine eltern trennen. heute ist der tag an dem k. sich wieder geschnitten hat, heute ist der tag, an dem ich nicht zu jonah laufen werde, heute ist der tag an dem ich allein bin.
heute ist ein beschissener tag..

4 Kommentare:

  1. ich meinte diesen post hier :-)
    nein, ist nicht schlimm.
    nimm dir zeit, die du brauchst :)

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  2. ich wüsste nicht warum ich nicht mehr an deinen texten interessiert sein sollte. deine texte bewegen mich jedes mal aufs neue.
    die welt ist auch sehr kompliziert. ich verstehe sie, sowie du, auch nicht. irgendwann, irgendwann vielleicht, wird man das glück finden. irgendwann wird das glück zum greifen nah sein. ganz,ganz bestimmt. auch du wirst das glück, als glück erkennen und akzeptieren können. es wird die zeit kommen, ganz bestimmt.
    ja dann scheinen wir wirklich was gemeinsam zuhaben. ich weiß nicht ob ich deswegen traurig oder glücklich sein soll. jeder hat seine vergangenheit, man kann sie leider nicht löschen.
    schaffst du es "gut" mit deiner vergangenheit zu leben oder quält sie dich?

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  3. danke, das hat mir sehr geholfen!
    ich glaube, wenn ich jetzt nicht damit aufgehört hätte, dann wäre ich dahin auf bestem wege. ich hab häufig schon geld dafür ausgegeben. ich glaube auch, dass du nicht mehr so sein willst, trotzdem ist das andere extreme auch nicht richtig, aber du weißt das ja selber. ich hoffe, dass du einen guten mittelweg findest und ich werde es ebenfalls versuchen:)

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  4. irgendwann muss man es einsehen, dass die vergangenheit vorbei ist. oft bemerkt man es wenn schon viel zu spät ist.
    ich hoffe, du blickst nicht mit voller schmerz in deine vergangenheit. ich hoffe du wirst noch schöne momente erleben, die, die dunklen momente sich nach und nach auflösen.

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